„Ich wurde in die DDR entführt. Von meinem Vater. Er war Spion“
Am 3. Dezember war Thomas Raufeisen zu Gast am Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium. Er sprach vor Schülern der Oberstufe und der 9. Klasse.
Thomas Raufeisen, Jahrgang 1962, ist zur Zeit einer der spannendsten Zeitzeugen der untergegangenen DDR. Der studierte Vermessungsingenieur wurde 1979 vom eigenen Vater unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die DDR entführt – zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder. Der Vater, Armin Raufeisen, war Auslandsagent der Auslandsspionage des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Kinder wussten davon nichts.
Armin Raufeisen drohte entdeckt zu werden und setzte sich daher in den zweiten deutschen Staat ab. Schnell verlor die Familie im sozialistischen System die Lebensperspektive. Fluchtpläne zurück in den Westen scheiterten. Thomas und seine Eltern landeten schließlich in DDR-Gefängnissen. Erst 1984 konnte Thomas Raufeisen das Land wieder verlassen. Seine Mutter kam 1989 nach, der Vater verstarb unter mysteriösen Umständen in der Haft.
Die Fotoaufnahme unten links (von Valeria Silva Rodriguez) zeigt den Zeitzeugen Thomas Raufeisen vor einem Dokument des SED-Unrecht-Staates DDR, das Anklagepunkte gegen ihn und bereits seine vorgesehene Haftstrafe (drei Jahre) enthält. Oben links hat Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit, abgezeichnet: „einverstanden“.
OStD Peter Rottmann